Da staunten einige Hollabrunner, als sie verschlafen aus dem Fenster
lugten: Das gibt‘s doch nicht – bei uns, mitten in der Stadt!?
Ja, mitten in der Stadt sind eines schönen Sommerabends im
vergangenen Jahr 21 Störche auf den Dächern rund um den
Koliskoplatz gelandet. Sie kamen aus dem Nordosten. Von der
Bevölkerung kaum bemerkt, haben sie es sich auf den hohen Firsten
gemütlich gemacht und sich zur Nachtruhe begeben.
Es war zu beobachten, dass sie einen „Kundschafter“ zum
Landeplatz vorausgeschickt hatten, der von den Störchen zunächst
einige Male um- kreist wurde, ehe sie sich nach und nach
niederließen. Am nächsten Morgen hieß es aufwachen, das dauerte
eine gute Stunde, und um etwa 7:30 Uhr war die Storchengruppe
fertig zum Abflug.
Auch hier schraubte sich zunächst der Anführer in die Lüfte
hinauf. Mit den morgendlichen Wärmestrahlen hatten die Störche
genügend Thermik, um sich energiesparend von ihren Schlafplätzen
aus einer nach dem anderen in die Lüfte zu erheben und auch
geschickt den aus Westen kommenden, auf die Hausdächer strömenden
Hangaufwind für den Start zu nützen.
Einer dieser Weißstörche war sogar beringt. Vermutlich sind sie
aus Polen und dem östlichen Deutschland gekommen und auf dem
Durchzug in ihre Winterquartiere in Südafrika gewesen. Dabei
bewegen sie sich auf der östlichen Flugroute über den Balkan und
den Bosporus, weiter durch den Nahen Osten und über das Niltal,
überfliegen den afrikanischen Kontinent, bis sie Südafrika
erreichen, um dort zu überwintern.
Störche legen bis zu 500 Kilometer täglich zurück und fliegen
mit einem Durchschnittstempo von 50 Kilometern in der Stunde. Sie
können durchaus Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometer
in der Stunde erreichen.
Auf dem langen Weg in den Süden ist der Hollabrunner Wald eine
wichtige Landmarke und dient den Zugvögeln für ihre Orientierung.